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eigentlich wollte ich mich ja nie an märchen und dgl versuchen, aber aus gegebenem anlass, wirds doch mal probiert.


das "andere" mädchen

es war einmal, denn alle märchen müssen so anfangen, denn sonst wäre es ja kein märchen, also es gab da ein junges mädchen, dass immer als aussenseiter bezeichnet wurde.
die mitschüler waren so gemein, dass sie oft nur mehr daheim sass und weinte, denn niemand hatte sie lieb.
wenn das mädchen in der schule war, wollte niemand mit ihr sprechen, wenn sie am spielplatz war,niemand mit ihr spielen.
nur wenn jemand zum quälen gebraucht wurde, da war sie erste wahl.
sie wurde geschlagen, verspottet, ignoriert und verstossen, sogar die erwachsenen, die lehrer, die ja eigentlich auch auf ihr wohl schauen sollten, waren gegen sie.
einmal stand sie auf dem schulhof, wie immer etwas abseits, etwas veborgen, da kam schon die erste mitschülerin und rief:
"schauts die dicke, die so schlecht im turnen ist, der zeigen wirs jetzt!" und schlug sie mit dem kopf an die wand. verteidigen war sinnlos, da ja die angreiferin, von deren vater noch ein paar gute ratschläge in sachen Karate bekommen hatte und genau wusste, wo es wirklich weh tut.
der nächste schauplatz war der turnsaal, alle sprangen über eine bank, nur das "andere" mädchen, schon so verunsichert durch die hänseleien, stolperte und alle lachten sie aus, dass sie keine gute sportlerin wäre.
aber wenn es zum deutschunterricht ging, da war es anders, da war sie in ihrem element, denn sie hat schon immer gern gelesen und gelesen und gelesen.
doch schon wieder waren die kinder gemein, nun war sie einmal nicht zu schlecht, zu dick oder zu langsam, jetzt war sie auf einmal zu gescheit, zu wortgewant, zu flexibel. und wieder war die masse stärker, waren die anderen einfach in der überzahl.
und das mädchen wurde immer trauriger und trauriger.es wollte nicht einmal mehr in die schule oder auf den spielplatz gehen, nicht einmal mehr im ort einkaufen war lustig, traf man dort ja die anderen.
und wie verhext, obwohl sie sich anstrengte, war durch die angst auch das leichteste immer schwerer und lief sicher falsch.
letztendlich sagte sich das mädchen:" ich will nicht mehr, ich verstecke mich, ich laufe weg, ganz weit weg, wo mich niemand kennt und werde dort nie wieder aus dem haus gehen!"
doch dann dachte sie, was sie noch lernen könnte, was noch passieren könnte, aber die furcht, etwas falsch oder kaputt zu machen war stärker.
eines tages traf sie einen wandersmann, der schon lange durch die lande gezogen war, der sie fragte:"warum sitzt du hier so allein? warum spielst du nicht mit deinen freunden?"
und sie sagte: "ach es mag mich ja doch keiner, alle machen sich lustig oder tun mir weh!!"
der wandersmann dachte nach und sagte dann:
"schau, menschen sind leider oft mit dem erlebten überfordert!sie versuchen gar nicht den anderen zu verstehen, sich mit ihm zu beschäftigen!da ist ärgern so viel einfacher!"
"denn wenn wer gut im sport ist, heisst das ja noch nicht, dass es auch sonst ein guter mensch ist!" "und wieso dick, du bist doch ein hübsches mädchen, schlank wie eine tanne, warum sollst du dick sein?"
"aber die eine hat gesagt, schau wir sind gleich gross, aber du bist 15 kg schwerer!" entgegnete das mädchen.
"aha, also du bist normal, sag könnte es dann nicht sein, dass die andere zu leicht ist, so hungert, dass sie später viele probleme bekommen wird?","und sonst, bewegst du dich nicht gerne ?"
"ja schon", meinte sie, "aber die anderen sind ja so viel besser, die laufen schneller, springen höher und weiter!"
"ja und? , fragte der mann, "willst du einen wettbewerb gewinnen?"
"nein wieso?" wollte sie da wissen.
"weil ja schulturnen zur allgemeinen bewegung dient und nicht zum wettkampf!" entgegnete er.
"und du sollst ja spass haben, du sollst deine koordination verbessern und nicht gewinnen, wo es nichts zu gewinnen gibt"
"ich will nichts gewinnen!ich will spass haben!" dachte sie.
"und überhaupt", meinte der unbekannte wieder,"warum frägst du mich denn nicht, was koordination heisst, dass wort kannst du noch nicht kennen!"
"aber natürlich, dass ist in dem buch gestanden, dass ich vor einiger zeit gelesen habe" war die prompte antwort.
"achso, und du bist traurig, weil du nicht gut im turnen bist, sag fällt dir nicht auf, dass du einfach andere sachen besser kannst, als sport, dafür die aber so gut, dass die anderen neidisch werden und dann dich ärgern, um die eigene unfähigkeit zu verbergen?"
"nein" sagte sie.
"doch" darauf der wandersmann, "sie sehen schon jezt, dass sie später zwar gute sportler werden, aber im leben nicht nur sport, sondern so viele sachen wichtig sind, und du schon bescheid weisst, weil du es schon gelesen hast??"
"wirklich?" die erstaunte rückfrage !
"ja, und schau, so viele sehr gescheite menschen, waren nicht die tollsten sportler, aber haben so viel geschaffen, erfunden und erklärt, es ist nicht toll in einer sache allein ein meister zu sein, das ganze macht den guten menschen, die möglichkeit alles zu verstehen, alles zu lernen, bringt die wahre lebensfreude!" waren die ernsten worte des unbekannten.
da ging das mädchen nach hause, packte die schultasche und ging zur schule. dort sah sie die "karatekämpferin" und dachte, "na dich werde ich schon im deutschunterricht "besiegen"!", dann traf sie auf die lachenden und dachte "ihr werdet schon sehen, wenn ich nach der schule einen beruf suche, dann habe ich so viel auswahl, denn ich bin gescheit!"
so ging sie nun jeden tag zur schule, mit dem wissen, dass niemand mehr ihr innerlich wehtun kann, da sie nun weiss, dass sich die anderen dabei viel mehr verletzen, später studierte sie auf der universität und arbeitete in ihrem traumberuf.
und wenn sie nicht gestorben ist, kommen noch heute viele menschen zu ihr, und fragen die tierärztin mit herz und hirn um rat für ihre kranken tiere, denn nun sehen die , die sie früher gequält haben, dass sie wirklich anders ist, nämlich viel netter, viel hübscher und viel schlauer als die anderen.
terrorist meinte am 1. Apr, 17:21:
kein Märchen
Sind aber Tatsachen.
War in der Schule auch verachtet.
Jetzt nach 15 Jahren war Klassentreffen.
Die, die am lautesten auf mich eingebrüllt haben,
die, die am schlimmsten auf mich eingeschlagen haben,
sind jetzt die assozialsten Spacken.
Dann habe ich auch was gemacht, was ich normal nicht mache.
Bin am zweiten Tag des Treffens schön protzig mit meinem 80000 Euro Porsche vorgefahren, und habe die dämlichen Gesichter genossen, nachdem ich am Vortag einfach nur mit meinem rostigen *anderBushaltestelleAbstellfahrrad* gekommen bin 
antejo meinte am 1. Apr, 18:58:
traurig,
die sache aber viel zu oft wahr. also nicht wirklich ein märchen sondern aus dem leben gegriffen. aber ein gelungener versuch ;-) 
walküre meinte am 1. Apr, 21:45:
dieses außenseiterdasein kenne ich aus eigener erfahrung nur zu gut ... als kind hätte ich mir eltern gewünscht, die mich vor den bosheiten meiner mitschüler beschützt und meine ängste ernst genommen hätten; aus welchen gründen auch immer - sie waren dazu nicht in der lage, und so hat es lange gedauert, bis ich in der lage war, freundschaften zu schließen und vertrauen zu fassen, und manche wunden schmerzen noch heute gelegentlich ... 
woelfin meinte am 2. Apr, 02:47:
klingt komisch in dem zusammenhang
ist aber so
was uns nicht umbringt macht uns stark
es kann zwar fürs leben stärken aber so früh schon sowas wie mobbing zu erfahren kann auch vertrauen erschüttern
selbiges be.com't SIE aber von zuhause, und zwar von zweien
btw: ich oute mich: ich war outsider par excellence
wir waren ein dreierbund an mädeln mit outsiderqualitäten
heute sind alle angepasst
und ich bin immer noch anders

was besser ist -ich weiss nich'.....
ich wünsch dem mädchen allem voran stärke und rückhalt 
carlc antwortete am 6. Apr, 22:44:
Hart
"was uns nicht umbringt macht uns stark"
Was uns nicht umbringt - macht uns nur härter...
Ein alter Nazi-Spruch.

Cave:
Man sollte auch geschichtlich denken, nicht nur small talk
dahinschnurln... 
peziso antwortete am 6. Apr, 22:50:
aha, dann wäre nach russland schicken, zum ordentlich erziehen, ja auch eine alternative gell ?
denn da haben sich auch einige geschichtlich bekannte personen das pfötchen verbrannt ??
und wenn du diese dunkelbraunen gedanken so gut findest, bitte, aber dann tu mir den gefallen und wach auf, denn diese zeit, diese vorkommnisse dürfen nie wieder passieren, oder heisst du das gut was da passierte oh geschichtsfreund, weil dann sollt ma eher sagen:
CAVE CARLC!! 
hidden_mask meinte am 2. Apr, 18:05:
gutes märchen
aber der anfang ist ganz schon heftig (brutal), da hast schon beinnahe den gebrüdern grimm kongurenz gemacht ...
weisst eh, die 'lieben netten' kindermärchen:
hexe verbrennen, stiefmutter fressen, ferse abschneiden usw. 
david ramirer meinte am 2. Apr, 21:01:
die schule ist der ort, wo wir für das leben nicht so viel von den sogennannten lehrern als vielmehr von den anderen schülern lernen, nämlich das es z.b. so eine looser-bank gibt, dass es die dem establishment näheren, und die anderen gibt, die sich von all dem angepassten scheiss absondern bzw. abgesondert werden. ich bin auch 9 jahre auf der looser-bank gesessen und inzwischen weiss ich, dass ich nichts "verloren" habe bei den angepassten idioten, die sich in oberflächlichkeiten verlieren.
der ganze quatsch in den schulbüchern und das ganze notengeschmeiss lehrt uns nicht so viel wie all das andere, wo sich die ganze verfahrenheit und tiefe rückständigkeit unserer hochgepriesenen "menschlichen zivilisation" auf das drastischste aufblättert, gerade das ist in der "schule" gut zu lernen, das schon.

und schon wieder aber fladere ich bei hesse:

"jesus war zwölfjärig, als er im tempel die schriftgelehrten beschämte.
wir alle haben als zwölfjährige unsere lehrer beschämt:
waren klüger als sie,
tapferer als sie,
genialer als sie."
 
tilak meinte am 10. Apr, 01:44:
ja, die lieben mitschüler
nie werde ich vergessen, wie in der oberstufe unser coolster typ in der klasse vor mir gesessen ist, lässig seitlich an die wand gelehnt und, wann immer ich mich getraut habe endlich auch etwas zu sagen, hat er gemeint: zerst denken, dann reden
oder, wie
der franz.prof. in der 5. Klasse ein vertrauliches Gespräch in der Pause mit mir geführt hat und gemeint hat, ich wäre wohl für das BGXVI nicht ganz geeignet und sollte doch eine leichtere Schule wählen. Ich habe wirklich tagelang darüber nachgedacht. 
 

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