Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
erzogen wurde ich klassisch, also klassische Kunst, klassisches Benehmen und natürlich auch klassische Medizin (nona ein Arzt als Vater)
daher waren , papa war jahrgang 1920, so "neue" erkrankungen eher "eingebildet" als wirklich existent.
so was wie burnout syndrom, alle möglichen neunen phobien und dgl waren halt "modeerscheinungen" nicht erkrankungen.

tja, so richtig lernt mans erst, wenn es einen selbst erwischt.

in diesem weblog war es in letzter zeit sehr still, aber, eigentlich vor allem für mich selbst will ich niederschreiben, was, in den letzten tagen, passiert ist und wie es nun weitergeht.


DAY 1: The Black Hawk down

schon länger (1 Jahr plus) stehe ich jeden morgen mit einem hustenanfall (also ohne erkrankung der atmungsorgane) auf, erbreche dann und brauche ca 10-15 min um den kraftverlust (es sind massive hustenanfälle , sogar meine augen sind danach knallrot und würge bis zur atemnot) halbwegs wieder aufzuholen.
Auch auf der darauf folgenden fahrt ins büro passiert dies sehr oft noch 2-3 mal, meistens schaffe ich es iwo stehenzubleiben, aber die "Tüte" ist im fahrzeug omnipräsent.(schlafen ist gut , am stück hab ich grad mal 4-5 stunden schlafen geschafft - die letzten 3-4 Jahre)

auch viele andere regungen, von motivationsloigkeit auf höchstem niveau bis hin zu völliger depression sind einige der "neuen Gäste" , die mein körper nun beherbergt.

diesen mittwoch nun ist es leider passiert, doch siehe klassisch, zur absoluten zurückhaltung erzogen, konnte ich es nicht mehr stoppen und bin im büro schlichtweg "zusammengebrochen", hätte ich nicht so liebe kollegen aller altersklassen (allen voran meine chefin, deren bild unter verständnisvoll im lexikon gezeigt wird), die sich , trotz meines 4 stunden weinkrampfs liebevoll um mich sorgten und zu helfen versuchten, wäre dieser "große ausbruch" sicher fataler verlaufen.
die ausweglosigkeit und das völlige unvermögen auch nur die kleinste sache noch irgendwie auf die reihe zu bekommen, das nicht mehr wissen was nun was ist,was wichtig, was unwichtig, was ehrlich, was falsch und viele andere komponenten, die ich einfach nicht mehr "sortieren" kann hat einfach einen "schalter" umgelegt und alles war weg - einfach weg - die sonst so "gesunde" mischung aus gutem und schlechtem, was einem im leben wiederfahren ist war nicht mehr erkennbar, nein sie war nicht mehr da, die flut an negativem, hat die vielen schönen bilder aus meinem leben einfach "ausgelöscht" , einfach verdrängt.
jetzt bin ich an dem punkt angelangt, wo ich, bis auf die elementarsten dinge (schuhe binden, ...) eigentlich nichts mehr schaffe, sei es , weil ich angst habe, sowieso zu scheitern, weil sogar die kleinste herausforderung unüberwindbar erscheint, sei es weil es kraft kostet.

aber zurück zur chronologie:
nach vielen tränen, einer chefin, die versucht zu helfen wo geht, hat sie mich gebeten, den "notdienst" welchen meine firma mitfinanziert (zur erklärung ein "privater psychosozialer dienst, wo firmen "beratung" einkaufen, welcher den mitarbeitern kostenlos und anonym "erste "psycho" hilfe" leistet) anzurufen.
die dame an der anderen seite der leitung war sehr nett und hat mir nach kurzem gespräch gesagt: "Also ich höre an allem , was ich eben gehört habe nur eines, sie sind mitten in einem sehr ausgeprägten burnout syndrom, sie brauchen SOFORT hilfe, rufen sie die rettung an, die werden sie dahin bringen, damit keine weiteren wartezeiten entstehen und es muss jetzt wirklich schnell gehen, gefahr im verzug".
ich depp hatte natürlich sofort wieder bedenken, denn man stelle sich vor , die einsatzkräfte sind mit mir psychowrack unterwegs und ein mensch mit richtigen verletzungen stirbt, weil ich dummkopf da im wagen liege.
aber sogar die rettungssanitäter waren mit der situation überfordert, denn nach ihrer ansicht war der vorschlag der dame am tel ein blödsinn, denn wenn es genau ginge , müssten sie mich in die psychiatrie bringen, doch sie sahen ja selbst, dass ich nervlich nicht mehr da war, aber keinerlei anzeichen für suizid oder amoklauf gegeben waren. sie haben sich dann entschieden, mich auf eine interne not zu bringen, damit der arzt dort vor ort die weiteren schritte mit mir klären kann (ps die 3 jungs waren spitze, denn auf meine entschuldigung hin, dass ich loch in der natur sie von richtigen notfällen abhalte, sagten alle unisono, sie sehen ja wie es mir geht und dass ich halt keine offene verletzung habe, aber sogar sie merken einige "tiefe wunden" und nach kleinen insektenstichen und hypochondern sind sie froh, ihren job, den sie gerne machen, auszuüben und mir zu helfen- Oton Notfallssanitäter: Machen sie sich keine gedanken, es gibt genug RTWs in Wien , wir sind jetzt für sie da (später waren wir alle per du).
Im Franz Josef angekommen hat sich der behandelnde arzt mit mir unterhalten, dass ihr haus so gar nichts für mich tun kann, ich muss sofort in psychologische betreuung.
dann hat er mir einen becher in die hand gedrückt und gesagt, nehmen sie das mal, lassen sie sich abholen , sie können dann nicht mehr autofahren und hat mich , mit der info sofort zum hausarzt , alles schildern und therapie, entlassen.
bis zur pforte bin ich noch gekommen, dann wirkte dieses mittel und alles schlingerte wie bei hohem seegang. als meine gattin ankam habe ich es gerade noch auf den sitz geschafft um dann in einen dämmerschlaf zu verfallen, jedesmal wenn ich die augen aufmachte war es, als ob ich einen schleier vor dem gesicht hätte.
da der hausarzt (wieder ein zufall) gerade ordinierte, sind wir direkt zu ihm gefahren.
ich habe die sache geschildert und er (selbst gebranntes kind) hat eig nur gesagt, dass er nur auf desen tag gewartet hat, da ich im letzten jahr alle symptome zeigte(zb pausenlose kleine Krankenstände wegen allerlei wehwehchen) und er froh ist, dass es, auch durch den einsatz der lieben kollegen, nicht noch schlimmer kam.
es legte mir dar, dass ich nun, obwohl eine extreme abneigung dagegen, mehrere psychopharmaka (wirklich die heftigen) verschrieben bekomme, diese auch gefälligst nehmen soll, damit ich mit ein wenig kraft die folgende therapie (psychotherapeut) angehen kann, denn es ist mir klar, dass ich im meinem zustand nur mehr mit hilfe von aussenstehenden etwas ändern kann, denn meine eigenen reseven sind leer und der körper hat die "reissleine" gezogen, jetzt nicht darauf zu hören ist mehr als fahrlässig.

er hat mir auch eine kollegin genannt, welche er empfehlen kann, die ich auch sofort (ich will nun keine zeit mehr verlieren) anrief, erreichte und schon am tel merkte, die ist richtig.

ich habe mich aber auch entschlossen, da der "49er" bald vor der tür steht, auch die zeit des krankenstandes zu nutzen, um alle anderen "zwackpunkte" meines leibes einer verbesserung zu unterziehen, also mal aufzuräumen. gut der wille (na gut ehrlich - die ersten ansätze dazu, denn ich weiss nicht wo ich anfangen soll)
ist da.
für heute will ich das nun so mal im raum stehen lassen, ich merke auch, dass ich mich schon jetzt nicht mehr konzentrieren kann, der erste teil des textes ist mir schon unendlich schwergefallen, hoffe aber mit diesem "tagebuch" mir ein wenig helfen zu können.
es sind auch die medikamente gerade fröhlich dabei sich in meinem körper breit zu machen, ein gefühl wie atlas mit der welt auf den schultern und das in einem dämmerschlaf.

to be continued
david ramirer meinte am 5. Jul, 11:24:
lieber pezi,
ich finde es sehr gut, dass du mittels der worte alles für dich festhältst, das ist sicher ein gutes hilfsmittel beim weg aus der krise.
solche neuen krankheiten wie burnout sind wohl eine folge des hohen drucks, der einerseits von außen in vielen jobs kommt, andererseits von einem selbst immer wieder angefeuert wird - deine einstellung zum krankenwagen zeigt das deutlich auf (denn wenn einmal SO sehr die kräfte am boden sind, sollte man jede hilfe annehmen und nichts mehr hinterfragen... auch ich musste das erst lernen, kürzlich).

ich wünsche dir jedenfalls - von herzen - dass du bald aus diesem tal herausfindest, und als einzigen hinweis kann ich dir geben: nimm jede hilfe an, DU BIST ES WERT!

dein
david 
peziso antwortete am 5. Jul, 11:48:
vielen dank, lieber david (*umarm*) 
tilak meinte am 6. Jul, 23:33:
@peziso
ich bin derart sprachlos,dass ich ehrlich nicht weiß,was ich sagen soll (und das passiert mir selten!) - ich kann aber auch nicht still sein, dazu hab ich dich zu gern! Hätte ich nicht meine kleine Familie säße ich wohl schon im Auto auf dem weg zu dir,wohl wissend,dass ich dir nicht helfen kann,aber einfach nur um da zu sein!das einzige,was ich an diesem Text gut finde,ist dass Du immer noch deinen genialen Stil zu schreiben hast!und natürlich finde ich gut,dass Du es überhaupt schreibst!ich kann mir kaum vorstellen,wie schwer das gewesen sein muss!ich drück dir fest die Daumen,dass Du dich bald besser fühlst!alles Liebe tilak 
peziso antwortete am 7. Jul, 13:31:
Dir auch vielen Dank, ich werde immer was dazu schreiben , wenn es halbwegs mit der Kraft passt, Bussi ! 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma